← zurück zur Kategorie Argos-Journal , Mitteldeutsche Kultur und Geschichte

Schloss Colditz – eine traurige und doch beeindruckende Berühmtheit

In Sachsen findet man viele Schlösser – prächtige Herrschaftssitze, die oft einen gemeinsamen Besitzer hatten und doch erzählt jedes von ihnen seine ganz individuelle Geschichte. So auch das Schloss in Colditz. Es ist vor allem – durch einen eher traurigen und zugleich beeindruckenden Teil seiner Geschichte – im englischsprachigen Ausland bekannt.

Eine lange Geschichte – wie alles begann

Die Geschichte des Schlosses und der Stadt Colditz im heutigen Landkreis Leipzig geht auf die erste Besiedlung im Jahr 1046 zurück. Damals nannte man diese Region Burgwardbezirk „Cholidistcha“. Die daraus entstandene Kaufmannssiedlung wurde 1265 als „civitas“1 zur Stadt erklärt.

1404 verkauften derer von Colditz ihren Besitz an die Wettiner, welches dadurch als wettinisches Amt in die Markgrafschaft Meißen eingegliedert wurde. In den Jahren 1404 und 1464 zerstörten verheerende Brände das Schloss sowie die Stadt. Das Schloss wurde 1506 neu errichtet. Wenig später gestaltete man es so um, so dass Kurfürst August und seine Gemahlin Anna Prinzessin von Dänemark darin leben und Hofstaat zur Jagdsaison abhalten konnten. In der Stadt am Fuße des Schlosses blühte etwa zur gleichen Zeit das Tuchmacher- und Leineweber-Handwerk.

Anfang des 17. Jahrhundert diente das Schloss Colditz dann als Wohnsitz der Kurfürstin Sophie, Witwe von Christian I. Kurfürst von Sachsen. Sie ließ es nach ihren Vorstellungen umbauen und erweitern. Sie war es auch, die rund um das Schloss Gärten, sowie die sogenannte Hainburg anlegen ließ. Die Hainburg lag an einem Hang gegenüber des Schlosses. Sie diente als „Lusthaus“ – ähnlich der heutigen Gartenlaube – für die hohen Herrschaften. Dem entsprechend war sie mit einer Wohnstube , einer Küche und mit dem dazu gehörenden Wirtschaftsraum ausgestattet. Von hier aus hatte man – über den davor angelegten Weinberg – einen direkten Blick zum Schloss. Man gelangte von dort aus zunächst durch den Schlosspark und dann über Stufen den Berg hinauf zur Hainburg.

Bis zu Beginn des Barock war Colditz Jagdschloss August des Starken. Danach konzentrierte sich der Dresdner Hofstaat auf die, in Sachsen zahlreich, neugebauten Schlösser und somit blieb in Colditz nur noch die Verwaltung des Amtes. Nachdem 1753 der kurfürstliche Hofstaat ein letztes Mal die Stadt Colditz besuchte und dabei das Schloss bewohnte, wurden kostbare Bilder und Möbel nach Dresden gebracht und alle restlichen Inventar-Stücke versteigert. Danach gab man das Schloss dem Verfall preis.

Neue Nutzungen für das Schloss Colditz führt zu einer traurige Berühmtheit

Erst Anfang des 19. Jahrhundert wird es wieder, zunächst als Armen-, etwas später als Landesarbeitshaus, genutzt. Von 1829 bis 1924 brachte man im Schloss unheilbare Geisteskranke unter. 1933/ 34 diente es als Schutzhaftlager für 600 Antifaschisten und während des zweiten Weltkrieges als Gefangenenlager für alliierte Offiziere (Oflag IV C). Unter ihnen waren Ingenieure und andere einfallsreiche Personen.

So kam es, dass sie aus allerlei einfachen Dingen, Nützliches bauten und damit immer wieder Versuche zur Flucht starteten. Neben gegrabenen Tunneln – zum Beispiel unter dem Kapellenhaus – wurden vielerlei Kostüme auf der selbst gebauten Nähmaschine genäht. So entstanden der „doppelte Willi“, eine Dame, die eigentlich ein französischer Offizier war oder ein Dummy, der nicht vorhandene Kameraden beim Zählappell ersetzten sollte. Aber das Bekannteste ist wohl ein Segelflugzeug, welches aber nie zum Einsatz kam.

Die Geschichte aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges erzählen – neben dem Schloss Colditz selbst unter anderen die Filme „The Colditz Story“ (GB 1955) und „Colditz – Flucht in die Freiheit“ (GB 2005) oder die Romane „Colditz: Prisoners of the Castle“ von Ben Macintyre und „The Traitor of Colditz: The Definitive Untold Account of Colditz Castle“ von Robert Verkaik. 1973 erschien sogar das Brettspiel „Escape from Colditz“ in englischer Sprache zum ersten Mal.

Von 1946 bis 1996 nutzte man das Colditzer Schloss wieder als Krankenhaus. Diesmal jedoch als Hals-, Nasen-, Ohren- und Augenklinik. Seit der Sanierung 1997 bis 2005 befinden sich die Europa-Jugendherberge Schloss Colditz (seit 2007) sowie die Landesmusikakademie Sachsen (seit 2010) in den historischen Gebäuden.

Heute gehört das Schloss Colditz zum Schlösserland Sachsen und lädt – mit einer Führung oder mit dem HistoPad – zum Entdecken ein.

Text und Bild: Ines Rost

Kommentieren Sie den Artikel: