← zurück zur Kategorie Argos-Journal , Weltenbummler

Wenn das raue Mittelalter auf zartes Porzellan trifft…

dann ist man auf der Leuchtenburg

Sie wird auch als „Königin des Saaletals“ bezeichnet – und das zu Recht. Weit sichtbar steht sie auf einem Berg bei Kahla in Thüringen. Nach dem Aufstieg zur Burg werden die Besucher mit einem atemberaubenden Blick weit ins Thüringer Land belohnt. Doch auf der Leuchtenburg gibt es noch viel mehr zusehen und zu entdecken.

Tritt man durch das Torhaus in den Hof, würde der Blick gerade auf die Kernburg fallen, wenn da nicht die Außenwand der Porzellanwelten wäre. Dort hängen zwischen Weinranken die verschiedensten Kaffeekannen. Mit den unterschiedlichsten Größen, Formen und Mustern gleicht nicht Eine der Anderen. Wenn man von dort aus den Rundgang auf der Leuchtenburg beginnt, führt der Weg nach links zu einem kleinen fast unscheinbaren Häuschen, an dessen Rückseite sich ein hölzernes Tretrad befindet. Mit etwas Kraft löst man eine Kettenreaktion aus und schöpft Wasser aus einem 80 Meter tiefen Brunnen… diesen findet man im kleinen Häuschen.

Der Brunnen ist nur ein Teil der Burganlage, die eine lange und facettenreiche Geschichte erzählt. Die beginnt im Jahre 1221 als Stammburg derer von Lobenburg-Leuchtenburg. Im 14. bis 18. Jahrhundert diente sie als Wettinischer Verwaltungssitz „Amt Leuchtenburg“. In dieser Zeit erweiterte man die Burg durch eine Wehranlage mit vier Wehrtürmen. Grund dafür war der sächsische Bruderkrieg. Danach war die Leuchtenburg für etwa 150 Jahre ein Zucht-, Armen- und Irrenhaus. Eine Nutzung der anderen Art entstand 1873 in Form eines Hotel und einer Gastwirtschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnete dann das erste Museum auf der Leuchtenburg. Etwas später nutze man einen Teil der Burg als Jugendherberge. Damit gab es hier – bis zur Schließung 1997 – wieder ein reges Treiben.

Nach Sanierungsarbeiten und dem Neubau von Besucherzentrum sowie einem Anbau für die Porzellanwelten, kann der Besucher heute nicht nur die historische Leuchtenburg, sondern auch die Geschichte und Vielseitigkeit des Kahlaer Porzellans erleben. Die Ausstellung zeigt auch die Anfänge der Herstellung sowie die unterschiedlichsten Dinge, die aus der Porzellanwerkstatt Kahla kamen und kommen. Neben dem „Alltagsgeschirr“, Figuren sowie Puppenköpfen, -armen und –beinen sind auch das kleinste Porzellangefäß und die größte Vase der Welt zu sehen. Hier erfahren die Besucher daneben auch vieles über die Erfindung des Porzellans in Meißen und können sich an der Zusammensetzung des „weißen Goldes“ probieren. Das Ganze rundet die Sonderausstellung „Die neue Formenwelt – Design des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Högermann“ ab. Sie zeigt – passend zum 100jährigen Jubiläum von Bauhaus – praktische und zeitlose Gegenstände aus der Sammlung des Berliner Designhistorikers Dieter Högermann, die den Alltag in den 1930/ 40 über die 1950/60 bis hin zu den 1980 begleiteten.

Die Porzellan-Kirche bildet die Brücke zwischen der historischen Leuchtenburg und dem Porzellan aus Kahla. In dem Kirchgebäude der Burg – das in seiner mittelalterlichen Bauweise rau und robust wirkt – findet man heute im Inneren einen hellen Kirchraum, den ein Lamellen–Vorhang aus technischen Porzellan umgibt. Dieser reicht von der Decke bis zum Boden.

Die Leuchtenburg hat viel zu bieten. Egal ob man in der Kernburg durch das Maul eines Drachens zur Geschichte der Burg gelangt oder in den Türmen der Wehranlage mehr über den Alltag des Zuchthauses erfährt und einmal in den Kerker hinabsteigt. Ob man den Blick über das Land von dem 30 Meter hohen Bergfried schweifen lässt oder mit einem Porzellanteller den „Steg der Wünsche“ beschreitet. Auf der Leuchtenburg gibt es viel zu sehen, erleben und auszuprobieren.

Neugierig? Dann besuchen Sie die Leuchtenburg im thüringischen Seitenroda. Weitere Informationen finden Sie unter www.leuchtenburg.de.

Text & Fotos: Ines Rost

Kommentieren Sie den Artikel: