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Es war einmal…- Eine Ausstellung wie im Märchen?!

Mit „Es war einmal…“ beginnen die meisten Märchen. Und die meisten davon handeln von Prinzessinnen in prächtigen Kleidern und tapferen Prinzen in prunkvollen Gewändern und genauso schön verzierten Waffen. Hat es in der Vergangenheit solche Geschichten gegeben?

Die Ausstellung „Schätze eine Fürstenehe“ im Schloss Hartenfels Torgau zeigt noch bis 31. Oktober Exponate wie Gemälde, Gewänder, Waffen und Medaillen rund um die Hochzeit und die fast fünfzig jährige Ehe von Magdalena Sibylla von Preußen und Johann Georg I. von Sachsen.

Beginnt man mit der Geschichte von Anfang an, muss man erwähnen, dass Johann Christian I. 1604 Sibylla Elisabeth von Württemberg heiratete. Leider verstarb sie bereits zwei Jahre später. Den Wams und die weite Hose, die der Bräutigam am ersten Tag der Hochzeitsfeierlichkeiten trug, war aus Lampas – einem italienischen Gewebe –, das weiß-silbern schimmerte und mit goldenen Blumen bestickt war und ist in der Ausstellung zu sehen.

Die preußische Prinzessin Magdalena Sibylle heiratete Johann Georg I. nach dem Trauerjahr, am 19. Juli 1607 in Torgau. Mit dieser Ehe wurden die Verbindungen zwischen Sachsen und Brandenburg sowie die Stärkung der Protestanten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen erreicht.

Die Feierlichkeiten dauerten mehrere Tage und waren von vielen verschiedenen Gewändern und Traditionen geprägt. So findet man in der Ausstellung den Bräutigamsmantel von Johann George I. Dabei handelt es sich um einen weitschwingenden Mantel aus schwarzem Samt. Die äußeren Ränder sind aufwändig mit Goldstickereien verziert. Zur damaligen Zeit wurde diese Arbeit von mehreren Näherinnen verrichtet. In den Bordüren findet der aufmerksame Betrachter einige Symbole, die auf ein Gewand des Bräutigams hinweisen. So sind Bestandteile des Musters kleine Herzen, die in regelmäßigen Abständen eingearbeitet wurden. Ein anderer Hinweis auf die Hochzeit zwischen Johann Georg I. und Magdalena Sibylla sind die Initialen des Brautpaares „IGMS“ – Johann Georg und Magdalena Sibylla.

Geht man weiter durch die Ausstellung findet man neben den Porträts der Eheleute – die sie in ihren Hochzeitsgewändern zeigen – auch Gemälde von einer Jagdgesellschaft und kunstvoll verzierte Waffen. Auch die Jagd war zu dieser Zeit oftmals ein fester Bestandteil der Hochzeitsfeiertage.

Nur wenige Jahre nach der Hochzeit wurde das junge Paar 1611 zum sächsischen Kurfürstenpaar, dem vier Prinzen und drei Prinzessinnen beschieden waren. Auch die Beziehung zwischen den Kinder und der Kurfürstin sowie zwischen ihr und dem Kurfürsten wird in der Ausstellung gezeigt. Magdalena Sibylla wurde damals schon als fürsorgliche, liebevolle, modebewusste Frau bezeichnet, die die Natur und Bücher liebt.

Magdalena Sibylla begleitete ihren Mann auf kurzen Reisen hin und wieder, bei längeren Reisen blieb sie bei den Kindern, um sich um sie und ihre Pflichten bei Hof zu kümmern. Besonders während des Dreißigjährigen Krieges war Johann Georg I. oft abwesend. Zu dieser sorgenvollen Zeit berichtete Magdalena Sibylla den Kurfürsten in zahlreichen Briefen über die Kinder und die Geschehnisse am Hofe. Sie holte sich über diesen Weg aber auch Rat von ihm. Die innige Zuwendung zu ihrem Mann zeigen auch die Geschenke, von denen ein Harnisch sowie ein reich verzierten Degen in Torgau zu sehen sind.

Wie modebewusst die Kurfürstin war, zeigen Feinheiten auf den Gemälden. So trägt sie die damals „top angesagten“ Frisuren und Haarfarbe. Ebenso sind ihre Kleider nach der neusten Mode geschnitten sowie mit aufwendig gefertigter Spitze verziert. Sie war es auch, die eine Kleiderordnung für die einzelnen Stände anordnete.

Ein besonderes Exponat, das ihren Sinn für die Mode zeigt, ist das Prunkkleid der Kurfürstin. Es wurde von der Hofschneiderei in Dresden aus italienischem Stoff – in den Farben Gold und Lachs – sowie Stickereien, Posamenten- Schmuckelemente – und Spitze aus Sachsen gefertigt. Das Gewand besteht aus einem Mieter – der mit 33 Fischbeinstäben und Eisendraht seine Stabilität erhielt – und einem Rock. Der Mieter wurde mit „versteckten“ Ösen und Hacken geschlossen sowie mit dem Rock verbunden. Bei dem Rock handelt es sich um einen Überrock, der vorn offen war. Eine Raffinesse kann das Kleid aufweisen: eine kleine Beuteltasche, die so eingearbeitet ist, dass man sie nicht sieht.

Bei all den schönen Gewändern, Gemälden und der dazugehörigen Geschichte, stellt sich noch die Frage: Warum gerade Torgau?

Zum einem war zu dieser Zeit in Dresden die Pest ausgebrochen, zum Anderem hatte Schloss Hartenfels in Torgau bereits im 15. Jahrhundert ein besondere Bedeutung. Nachdem die Leipziger Teilung 1485 die Wettiner in die ernestinische und albertinische Linie teilte, wurde Torgau zunächst von Friedrich III. – der zur ernestinischen Linie gehörte – und seinen Nachfolgern ausgebaut.

Die Schlosskapelle wurde 1543/ 44 als erste protestantische Kirche gebaut und von Martin Luther eingeweiht. Nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 ging das Schloss und auch die Kurwürde an die Albertiner über.

Auf Schloss Hartenfels trafen sich zu den verschiedensten Anlässen wichtige Persönlichkeiten, wie die verbündeten Fürsten des Schmalkaldischen Krieges. Zudem war das Schloss wie eine Festung und bot Schutz. So war es bereits im Dreißigjährigen Krieg ein wichtiger Standort. Und auch während der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 leistete Schloss Hartenfels seine Dienste.

Zur Info:

Ausstellung: „Schätze einer Fürstenehe“

Ort: Schloss Hartenfels in Torgau

Wann: noch bis zum 31. Oktober 2016

Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr (außer Montag)

Weitere Informationen unter: www.schloss-hartenfels.de

Bild: Archiv ARGOS

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